Juli 1953 |
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"Der
Betriebskollektivvertrag der Chemischen Werke Buna
wurde von der gesamten Belegschaft und der
Werkleitung im ersten Halbjahr 1953 erfüllt. Die
Verpflichtung, den aufgeschlüsselten Plan des
Werkes um 7 Prozent überzuerfüllen, wurde
eingehalten. Die Arbeitsproduktivität wurde gehoben
und die Selbstkosten wurden gesenkt."
(Originalunterschrift) (40, S. 29) |
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01.07.1953 |
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In der DDR sind offiziellen Angaben zufolge seit Anfang
Juni 7753 politische Häftlinge freigelassen worden. (9, S.
118)
Das seit dem 17. Juni bestehende nächtliche
Ausgehverbot in Berlin (Ost) wird auf Beschluß des
sowjetischen Militärkommandanten aufgehoben. (9, S. 118)
Die Stromsperren für Haushalte werden abgeschafft. (35,
S. 39)
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05.07.1953 |
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Veröffentlichung eines Briefes von Ministerpräsident
Otto Grotewohl an alle Bauern der DDR. Der Ministerpräsident
dankt den vielen Bauern, die sich am 17. Juni 1953 nicht
beirren ließen, und ruft alle Bauern dazu auf, ihre
Ablieferungspflicht gewissenhaft zu erfüllen, um die
Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.
(2, S. 128)
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07.07.1953 |
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Mit neuen Streiks fordern die Arbeiter in Ost-Berlin die
Freilassung ihrer immer noch inhaftierten Kollegen. (12, S.
783)
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08.07.1953 |
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Die seit dem Aufstand vom 17. Juni geltenden
Verkehrsbeschränkungen zwischen dem Ost- und Westteil
Berlins werden aufgehoben; für das Überschreiten der
Sektorengrenzen sind keine Passierscheine mehr erforderlich,
der U- und S-Bahn-Betrieb über West-Berliner Gebiet wird
wieder aufgenommen. (9, S. 118)
Auf einer Nachtsitzung sprechen sich von dreizehn
anwesenden Mitgliedern des Politbüros der SED nur zwei für
das Verbleiben Walter Ulbrichts in der Funktion des
Generalsekretärs aus, Hermann Matern und Erich Honecker.
Zwei zeigen sich unentschlossen, Erich Mückenberger und
Fred Oeißner, alle anderen befürworten das Abtreten
Ulbrichts. Ulbricht selbst gesteht Fehler ein, meint aber,
daß er diese mit Hilfe des Politbüros korrigieren könne.
(8, S. 169)
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09.07.1953 |
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Veröffentlichung eines Schreibens des Vorsitzenden der
CDU und Stellvertreters des Ministerpräsidenten Otto
Nuschke an Ministerpräsident Otto Grotewohl, in dem Vorschläge
zur finanziellen Stabilisierung der privaten Wirtschaft
unterbreitet werden. (2, S. 128)
Auf Beschluß des Magistrats von Groß-Berlin wird der
wegen dem 17. Juni 1953 unterbrochene freie Verkehr der Bevölkerung
zwischen dem Ostsektor und Westberlin wieder aufgenommen.
(2, S. 128)
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10.07.1953 |
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Die US-amerikanische Regierung bietet der Sowjetunion an,
Lebensmittelspenden im Wert von 15 Mio. US-Dollar (63 Mio.
DM) für die Bevölkerung der DDR zur Verfügung zu stellen.
Der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw M. Molotow und
die DDR-Regierung weisen das Angebot als Beleidigung und
Provokation zurück. (9, S. 118)
10.-11.7. Ein Deutscher Ärztekongreß unter Beteiligung
von 400 Ärzten und Forschern aus der DDR sowie Gästen aus
der Bundesrepublik und dem Ausland, der sich mit Problemen
der Medizin befaßt, die als Folge der schweren Kriegs- und
Nachkriegsjahre autgetreten sind, findet in Berlin statt.
(2, S. 128)
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11.07.1953 |
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In Berlin (Ost) wird der seit dem 17. Juni geltende
Ausnahmezustand wieder aufgehoben. (9, S. 118)
Eine Industrieausstellung der DDR wird in Schanghai eröffnet.
(2, S. 118)
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12.07.1953 |
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11. - 12. 7. 1953 |
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14.07.1953 |
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In einer Sitzung des Politbüros des ZK der SED mit
Vertretern des FDGB-Bundesvorstandes wird der Regierung der
DDR vorgeschlagen, eine Lohnerhöhung in den Lohngruppen I
bis IV in den volkseigenen Betrieben vorzunehmen und die
seit dem 1.Januar 1953 durchgeführten Rückstufungen der Löhne
rückgängig zu machen. (2, S. 128)
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15.07.1953 |
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Die Amtsenthebung und Verhaftung des aus der SPD
stammenden Justizministers Max Fechner (SED) wird
bekanntgegeben. Grund ist ein Interview mit dem Neuen
Deutschland, das am 30. Juni erscheint, aber am 2. Juli um
eine brisante Berichtigung ergänzt wird. Der
stellvertretende Chefredakteur des Parteiorgans reklamiert
den Text der Berichtigung, doch auf ausdrückliche Anweisung
des Presseamtes des Ministerpräsidenten bleibt diese Ergänzung
enthalten: «Das Streikrecht ist verfassungsmäßig
garantiert. Die Angehörigen der Streikleitung werden für
ihre Tätigkeit als Mitglieder der Streikleitung nicht
bestraft.» Mutmaßlich wird Fechner damit Opfer einer
geplanten Provokation der Kräfte um Walter Ulbricht, die
aufkommende Liberalisierungstendenzen unterbinden wollen.
Fechner wird am 24. bis 26. Juli vom ZK aus der SED
ausgeschlossen. Er bleibt in Haft, wird 1954 zu acht Jahren
Zuchthaus verurteilt, aber am 26. April 1956 amnestiert. Zur
Nachfolgerin Fechners wird Hilde Benjamin (SED) ernannt. (8,
S. 118, S. 171)
Der Ministerrat befaßt sich in einer außerordentlichen
Sitzung mit der Frage der Wiederherstellung der Einheit
Deutschlands. Otto Grotewohl referiert über die gegenwärtige
politische Lage. Die Regierung schlägt vor, unter der
Losung „Deutsche an einen Tisch!" in kürzester Frist
eine Beratung der Vertreter Ost- und Westdeutschlands zur
Frage der Vorbereitung der friedlichen Wiedervereinigung
Deutschlands durch freie gesamtdeutsche Wahlen und zur Frage
des beschleunigten Abschlusses eines Friedensvertrages mit
Deutschland einzuberufen. (2, S. 128) |
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18.07.1953 |
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IV. Zentrale Delegiertenkonferenz des Verbandes der
Deutschen Presse in Berlin. Die bisher dem FDGB
angeschlossene Organisation wird selbständig. Annahme neuer
Satzungen. Rudi Wetzel wird zum Vorsitzenden gewählt. (40,
S. 27)
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20.07.1953 |
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Die neue Justizministerin der DDR, Hilde Benjamin, kündigt
eine »schonungslose Bestrafung« der wegen ihrer
Beteiligung am Aufstand vom 17. Juni festgenommenen
Personen an. (9, S. 120)
Die UdSSR liefert auf Kredit Lebensmittel und Rohstoffe
im Wert von rund 231 Millionen Rubel an die DDR. (4)
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21.07.1953 |
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Der Ministerrat der DDR teilt mit, daß die Regierung der
UdSSR den Beschluß gefaßt hat. Lebensmittel über die im
Handelsabkommen für 1953 vorgesehenen Mengen hinaus in die
DDR zu liefern. (2, S. 129)
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22.07.1953 |
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Die Bundesbahn und die Reichsbahn der DDR vereinbaren,
wegen der Überlastung der Züge im Interzonenverkehr zusätzliche
Züge auf den Strecken
Oberhausen–Magdeburg,Berlin–Hamburg, Frankfurt am
Main–Erfurt und München–Erfurt einzusetzen. (9, S. 120) |
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23.07.1953 |
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Der Ministerrat beschließt Verordnungen über die Erhöhung
des Arbeitslohnes der Arbeiter der volkseigenen Wirtschaft
in den Lohngruppen I bis IV, über die Erhöhung der Gehälter
für die Verkaufskräfte im staatlichen Einzelhandel (HO)
und im genossenschaftlichen Handel (Konsum), über
Steuererleichterungen für Handwerk und Privatwirtschaft und
über eine Preissenkung für einige Waren sowie eine Ergänzung
zur Verordnung über die Pflichtablieferung und den Aufkauf
landwirtschaftlicher Erzeugnisse für das Jahr 1953 und faßt
einen Beschluß über die Aufhebung der Rückstufung von Löhnen
und Gehältern. (2, S. 129)
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24.07.1953 |
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24. - 26. 7. 1953
Das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR verliert
seine Selbständigkeit und wird dem Innenministerium
zugeordnet. Wilhelm Zaisser wird als Chef der
Staatssicherheit durch Ernst F. Wollweber abgelöst. (9, S.
120)
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25.07.1953 |
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25. - 30. 7. Der III. Weltjugendkongreß findet unter
Teilnahme einer gesamtdeutschen Delegation in Bukarest
statt. (2)
Am Kongreß nehmen 1515 Delegierte aus 106 Ländern teil,
darunter eine Delegation der FDJ unter Leitung des
Vorsitzenden der FDJ, E. Honecker. B. Bernini wird zum Präsidenten
und J. Denis zum Generalsekretär des WBDJ gewählt. E.
Honecker und 0. Fischer werden als Vertreter der FDJ in den
Rat des WBDJ gewählt. (7, S. 103)
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27.07.1953 |
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Ausstellung sowjetischer und vorrevolutionärer
russischer Kunst in Berlin eröffnet, die später in Dresden
und in anderen Städten der DDR gezeigt wird. (40, S. 28)
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29.07.1953 |
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Veröffentlichung eines Schreibens des Ministerpräsidenten
Otto Grotewohl an den Vorsitzenden des Ministerrates der
Koreanischen Volksdemokratischen Republik, Kim Ir Sen, in
dem die Glückwünsche der Regierung und der Bevölkerung
der DDR zur Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in
Korea übermittelt werden. (2, S. 130)
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30.07.1953 |
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29. - 30. 7. Ministerpräsident Otto Grotewohl gibt vor
der Volkskammer eine Erklärung der Regierung über die mit
dem 11. Juni 1953 eingeleiteten Maßnahmen ab. Er betont, daß
es jetzt darauf ankomme, die Durchführung des neuen Kurses
zu sichern. Die Volkskammer appelliert an das deutsche Volk,
den Vorschlag der Regierung, noch im August 1953
gesamtdeutsche Beratungen durchzuführen, zu unterstützen,
und billigt den neuen Kurs der Regierung und die Ablehnung
des Angebotes der USA-Regierung auf
„Lebensmittelhilfe" durch die Regierung der DDR. Die
Volkskammer erklärt die Bereitschaft der DDR, in den USA
zusätzlich Lebensmittel für 15 Millionen Dollar oder für
eine noch höhere Summe zu Weltmarktpreisen und zu den üblichen
Handelsbedingungen zu kaufen. (2, S. 130) |
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31.07.1953 |
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29. - 31. 7. Die in den Bezirken der DDR tagenden
Parteiaktivtagungen der SED bekunden, daß die
Parteimitglieder mit die Beschlüsse des 15. Plenums des ZK
unterstützen. (2, S. 130)
Veröffentlichung einer Botschaft des Ministerpräsidenten
Otto Grotewohl an den Vorsitzenden des Staatlichen
Verwaltungsrates der Zentralen Volksregierung der
Volksrepublik China, Tschou En-lai, in der aus Anlaß der
Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Korea Glückwünsche
übermittelt werden. (2, S. 130)
Plenartagung der Deutschen Akademie der Künste wählt
Martin Andersen Nexö zum Ehrenmitglied. (40, S. 28)
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